Nach einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2020 landesweit um rund ein Drittel zunehmen. Der Landkreis Heilbronn muss danach in Baden-Württemberg die stärkste Zunahme der Pflegebedürftigen verkraften. Dadurch wird der Aufwand für die hausärztliche medizinische Versorgung in den nächsten Jahren stärker steigen. Fast ein Drittel der niedergelassenen Ärzte wird in den nächsten Jahren altersbedingt in den Ruhestand gehen. Der Wiederbesetzungsbedarf im hausärztlichen Bereich bis 2020 beträgt in verschiedenen Regionen etwa 40 %. Für eine zufriedenstellende Versorgung der Patienten fehlen sowohl zeitliche als auch personelle Ressourcen, bedingt durch den Mangel an Ärzten und Fachpersonal im Gesundheitswesen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken wird das Projekt AmbuNet modellhaft in Bad Friedrichshall gemeinsam mit verschiedenen Hausärzten und der DRK Residenz entwickelt und erprobt.
Die Änderung der Altersstruktur hat erhebliche Auswirkungen auf die Patientenzahlen, insbesondere für altersassoziierte chronische Erkrankungen und Multimorbidität. Altersbedingt zunehmende Morbidität und abnehmende Mobilität werden unter anderem zu einem steigenden Bedarf an ärztlichen Hausbesuchen führen. Fast ein Drittel der niedergelassenen Ärzte wird jedoch in den nächsten Jahren altersbedingt in den Ruhestand gehen. Der Wiederbesetzungsbedarf im hausärztlichen Bereich bis 2020 beträgt zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern etwa 40 % – selbst bei Annahme eines Ruhestandsalters von 68 Jahren.
Für Rheinland-Pfalz prognostiziert die Kassenärztliche Vereinigung, dass in den meisten Verbandsgemeinden ein hoher bis sehr hoher Handlungsdruck bestehen wird, sofern man den Status quo der medizinischen Versorgung erhalten möchte. Da die mit der Alterung der Bevölkerung verbundenen erhöhten Anforderungen an das primärärztliche Versorgungssystem gleichzeitig die Nachfolgeproblematik vieler niedergelassener Ärzte verschärfen, sind in einigen Regionen bereits in wenigen Jahren relevante Lücken in der ambulanten hausärztlichen Versorgung zu erwarten. Patienten können mit den bestehenden personellen Ressourcen kaum noch ausreichend und zufriedenstellend versorgt werden.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken wurden in den letzten Jahren verschiedene Konzepte und Projekte zur Entlastung von Hausärzten umgesetzt, wie z.B. AGnES (arztentlastende, gemeindenahe, e-health-gestützte, systemische Intervention), MOPRA (Mobile Praxisassistentin), VerAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis), EVA (Entlastende Versorgungsassistentin) und HELVER (Arzthelferinnen in der ambulanten Versorgung). In den meisten Projekten handelt es sich um Fortbildungsmaßnahmen primär für MFA (medizinische Fachangestellte).
Bereits zusatzqualifizierte und praxiserfahrene Pflegefachkräfte werden nach einem im Projekt erarbeiteten Curriculum zur medizinischen Fachpflegekraft (MFP), praxisnah weitergebildet, um innerhalb einer Kooperationsvereinbarung mit den Hausärzten medizinische Leistungen zu erbringen. Es soll untersucht werden, wie durch eine engere Zusammenarbeit und eine stärkere Vernetzung zwischen Hausärzten und Pflegediensten bzw. Pflegeeinrichtungen die Versorgungsqualität verbessert und auch in Zukunft erhalten bzw. optimiert werden kann.
Dafür soll im ersten Schritt ein Pool an zusatzqualifizierten Pflegefachkräften (algesiologische Fachassistentin, gerontopsychiatrische, palliativ, Wund etc.) aus der DRK Residenz in Bad Friedrichshall weitergebildet werden, um später medizinische Leistungen, die der Arzt delegiert hat, in der stationären Pflegeeinrichtung zu übernehmen. Für das schrittweise Aufgreifen komplexer Fälle und zur Koordination der Versorgung soll Case Management integriert und angeboten werden. Außerdem soll eine gemeinsame webbasierte IT-Infrastruktur zur Kommunikation, Planung und Dokumentation entwickelt werden. Diese IT-Infrastruktur soll den Austausch von Informationen rund um den Patienten und Dienstleistungen (z.B. Digitale Pflegeakte, Dokumentenaustausch, etc.) optimieren und den gesamten Koordinationsaufwand unterstützen. Die Aufgabe der AmbuNet IT Plattform ist die Unterstützung beim Verzahnen der einzelnen Akteure und Behandlungsprozesse.
In einer Pilotstudie soll eine methodisch-fundierte Evaluation als Grundlage für die Übertragung auf weitere Regionen erarbeitet werden
Im Rahmen des Projektes erhalten Pflegefachkräfte, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, eine spezielle Weiterbildung. Diese befähigt die Pflegefachkräfte dazu, ärztlich delegierte Tätigkeiten an den Bewohnern einer Pflegeeinrichtung durchzuführen. Die dabei entstehenden Prozesse werden durch eine webbasierte IT-Infrastruktur und mobile Anwendung unterstützt. So soll die Zusammenarbeit der teilnehmenden Ärzte und Pflegekräfte verbessert werden.
Die Erfahrung zeigt, dass gerade in der Chaosphase zu Beginn eines ManV-Einsatzes in der Aufbau- und Ablauforganisation Schwierigkeiten auftreten, die auf fehlende Kommunikationsmöglichkeiten und logistische Hilfen zurückzuführen sind.Body of motivation
Die Folge sind ineffektive und ineffiziente Abläufe und dadurch Verzögerungen in der Rettungskette. Patienten werden später als notwendig erstversorgt und in die erforderlichen Zielkliniken transportiert.
Hinzu kommt, dass bei größeren Unfällen und Katastrophen bestehende Infrastrukturen nicht zur Verfügung stehen oder zusammenbrechen. Mobilfunknetze sind beispielweise häufig überlastet bzw. werden bei der Gefahr terroristischer Anschläge mit telefonisch ausgelösten Sprengsätzen aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Auch die Kapazität des Sprechfunks der Rettungskräfte ist in solchen Situationen nicht ausreichend.Body of motivation
Es resultiert ein Informationsdefizit, obwohl gerade im Bereich der Verteilung von Patienten nicht zuletzt auch seitens der Angehörigen und Bürger ein enormes Informationsbedürfnis existiert.
Das Informationsdefizit in den übergeordneten Führungsebenen bei großflächigen Lagen hat besondere Brisanz. Die Krisenstäbe treffen aufgrund ihrer vorliegenden Erkenntnisse Entscheidungen von hoher politischer und rechtlicher Tragweite. Sie sollen zeitnah und zielgerichtet im Sinne eines positiven Einsatzverlaufes fallen. Berichte und Informationen werden an übergeordnete Gremien in Bezirksregierungen, Landesbehörden und Bundesbehörden transportiert. Der Informationsgehalt wird hierbei weiter verdichtet.
Zurzeit müssen Informationen immer wieder manuell aufbereitet oder eingegeben werden, um sie visuell darzustellen oder verdichtet schriftlich vorzulegen. Eine elektronische Lösung zur Lageerfassung und Prozessunterstützung könnte die Probleme erheblich vermindern.
Ziel
Ziel des Projektes ist daher die Entwicklung einer sicheren und zuverlässigen Kommunikations- und Informationsplattform für ManV-Szenarien. Es sollen dabei heterogene (Ad-Hoc-) Kommunikationsarchitekturen und mobile Informationsgeräte zum Einsatz kommen. Die Nutzung einer solchen Lösung bedingt zahlreiche einsatztaktische und dokumentarische Mehrwerte:
Verbesserung der Lage- und Situationserfassung und dadurch effizienter Ressourceneinsatz
Gerechte Verteilung der Ressource Krankenhauskapazität bezogen auf die Art/Güte und Entfernung
Erfassung von Personalien und überregionale Nachverfolgung von Patienten
Sicherstellung einer planmäßigen Dokumentation der medizinischen Rettung
Automatisierung der mit der Sammlung, Aufbereitung, Strukturierung und Verdichtung von Informationen in Zusammenhang stehenden Prozesse
Die hohen Anforderungen von ManV-Einsatzszenarien an die Kommunikation und Informationsweitergabe lassen sich nicht hinreichend mit bestehenden Technologien erfüllen.Description of Lösungsansatz
Um diese Lücke zu schließen, hat SeCoServ2 die Erforschung eines dynamischen Ad-Hoc-Netzwerks nebst darauf aufbauender Anwendungen als Systemlösung zum Ziel. Mit einer heterogenen Kommunikationsarchitektur aus mobilen Informationsgeräten und festen Kommunikationsknoten ist der Lösungsansatz dabei nicht auf eine vorhandene Infrastruktur angewiesen.
Es soll ein durchgängiger KomPapermunikationsansatz untersucht werden, der den Datenaustausch ohne Konvertierung zwischen unterschiedlichen Kommunikationsprotokollen ermöglicht. Hierbei wird insbesondere die erstmalige Realisierung eines durchgängig IP-basierten Ansatzes bis hin zum Patienten, also auch für das Sensornetzwerk, durchgeführt.
Das entsprechende Sensornetzwerk muss auch unter schwierigen Ausbreitungsbedingungen und parallel zu anderen Funksystemen zuverlässig funktionieren. Die nahtlose Integration in übergeordnete, dienstorientierte Kommunikations- und Informationssysteme, etwa in entfernten Leitstellen und Stäben, ist vorgesehen. Aspekte der IT-Sicherheit werden kontinuierlich berücksichtigt.
Feldexperimente sind im Rahmen des Projekts ein wichtiger Bestandteil, um die Netzwerktechnologie im ManV-Einsatzszenario hinsichtlich Tauglichkeit, Zuverlässigkeit, Handhabbarkeit, Flexibilität und IT-Sicherheit zu bewerten.
Die elektronische Unterstützung der Kategorisierung der Patienten nach Behandlungsprioritäten (Sichtung) aber auch der Mehrwert für die Gesamtorganisation des Einsatzes steht dabei im Fokus der Betrachtung.
Im Rahmen des Projektes erhalten Pflegefachkräfte, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, eine spezielle Weiterbildung. Diese befähigt die Pflegefachkräfte dazu, ärztlich delegierte Tätigkeiten an den Bewohnern einer Pflegeeinrichtung durchzuführen. Die dabei entstehenden Prozesse werden durch eine webbasierte IT-Infrastruktur und mobile Anwendung unterstützt. So soll die Zusammenarbeit der teilnehmenden Ärzte und Pflegekräfte verbessert werden.
Das FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie ist eine gemeinnützige Einrichtung für Informatik-Anwendungsforschung und Technologietransfer. Es bringt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Informationstechnologie in Unternehmen und öffentliche Einrichtungen und qualifiziert junge Menschen für eine akademische und wirtschaftliche Karriere oder den Sprung in die Selbstständigkeit. Das FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie ist eine gemeinnützige Forschungstransfereinrichtung des Landes Baden-Württemberg, das für seine Geschäfts- und Forschungspartner Lösungen für innovative Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsprozesse entwickelt.
Geführt von Professoren verschiedener Fakultäten entwickeln die Forschungsgruppen am FZI interdisziplinär für ihre Auftraggeber Konzepte, Software-, Hardware- und Systemlösungen und setzen die gefundenen Lösungen prototypisch um. Wissenschaftliche Exzellenz und gelebte Interdisziplinarität sind somit in der Organisation verankert.
Als gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts arbeiten wir für und mit Unternehmen und öffentlichen Institutionen jeder Größe: Kleinbetriebe und Konzerne, regionale Verwaltungen, Länder, Bund und EU. Mit dem FZI House of Living Labs steht eine einzigartige Forschungsumgebung für die Anwendungsforschung bereit.
Im Bereich der Informationstechnologie ist das FZI Innovationsdrehscheibe in Baden-Württemberg. Als wirtschaftsnahe und unabhängige Forschungseinrichtung erfüllen wir die Aufgabe einer Schnittstelle zwischen universitärer Forschung und praktischer Anwendung. Wir sind der Innovationspartner im Bereich IT des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Wirtschaft. Das FZI ist Mitglied der Innovationsallianz innBW und der Innovationsallianz TechnologieRegion Karlsruhe.
Der Forschungsbereich Embedded Systems & Sensors Engineering (ESS) am FZI beschäftigt sich unter anderem mit Methoden und Werkzeugen zur Integration verteilter Sensoren, heterogener Kommunikationsnetze und mobilen Informationsgeräten zu innovativen Informationsanwendungen, v. a. für die Medizintechnik und die Automobilelektronik.
Die DRK Residenz Bad Friedrichhall ist eine stationäre Pflegeeinrichtung mit 86 Pflegeplätzen für Schwerstpflegebedürftige und besteht seit 1999. Die Einrichtung ist fester Bestandteil in der Kommune und genießt einen guten Ruf. Integriert in das Ärztehaus „Medicus“ kooperiert die Einrichtung mit unterschiedlichen Fachärzten. Seit 2003 wir die Einrichtung in der Trägerschaft der DRK Pflegedienste Heilbronn gem. GmbH betrieben.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) versteht sich als Dienstleister für Ärzte und Psychotherapeuten. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern gestalten und sichern wir die hausärztliche, fachärztliche und psychotherapeutische Versorgung im Land.