Projektbeschreibung

Die Änderung der Altersstruktur hat erhebliche Auswirkungen auf die Patientenzahlen, insbesondere für altersassoziierte chronische Erkrankungen und Multimorbidität. Altersbedingt zunehmende Morbidität und abnehmende Mobilität werden unter anderem zu einem steigenden Bedarf an ärztlichen Hausbesuchen führen. Fast ein Drittel der niedergelassenen Ärzte wird jedoch in den nächsten Jahren altersbedingt in den Ruhestand gehen. Der Wiederbesetzungsbedarf im hausärztlichen Bereich bis 2020 beträgt zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern etwa 40 % – selbst bei Annahme eines Ruhestandsalters von 68 Jahren.

Für Rheinland-Pfalz prognostiziert die Kassenärztliche Vereinigung, dass in den meisten Verbandsgemeinden ein hoher bis sehr hoher Handlungsdruck bestehen wird, sofern man den Status quo der medizinischen Versorgung erhalten möchte. Da die mit der Alterung der Bevölkerung verbundenen erhöhten Anforderungen an das primärärztliche Versorgungssystem gleichzeitig die Nachfolgeproblematik vieler niedergelassener Ärzte verschärfen, sind in einigen Regionen bereits in wenigen Jahren relevante Lücken in der ambulanten hausärztlichen Versorgung zu erwarten. Patienten können mit den bestehenden personellen Ressourcen kaum noch ausreichend und zufriedenstellend versorgt werden. 

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken wurden in den letzten Jahren verschiedene Konzepte und Projekte zur Entlastung von Hausärzten umgesetzt, wie z.B. AGnES (arztentlastende, gemeindenahe, e-health-gestützte, systemische Intervention), MOPRA (Mobile Praxisassistentin), VerAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis), EVA (Entlastende Versorgungsassistentin) und HELVER (Arzthelferinnen in der ambulanten Versorgung). In den meisten Projekten handelt es sich um Fortbildungsmaßnahmen primär für MFA (medizinische Fachangestellte).

Bereits zusatzqualifizierte und praxiserfahrene Pflegefachkräfte werden nach einem im Projekt erarbeiteten Curriculum zur medizinischen Fachpflegekraft (MFP), praxisnah weitergebildet, um innerhalb einer Kooperationsvereinbarung mit den Hausärzten medizinische Leistungen zu erbringen. Es soll untersucht werden, wie durch eine engere Zusammenarbeit und eine stärkere Vernetzung zwischen Hausärzten und Pflegediensten bzw. Pflegeeinrichtungen die Versorgungsqualität verbessert und auch in Zukunft erhalten bzw. optimiert werden kann.

Dafür soll im ersten Schritt ein Pool an zusatzqualifizierten Pflegefachkräften (algesiologische Fachassistentin, gerontopsychiatrische, palliativ, Wund etc.) aus der DRK Residenz in Bad Friedrichshall weitergebildet werden, um später medizinische Leistungen, die der Arzt delegiert hat, in der stationären Pflegeeinrichtung zu übernehmen. Für das schrittweise Aufgreifen komplexer Fälle und zur Koordination der Versorgung soll Case Management integriert und angeboten werden. Außerdem soll eine gemeinsame webbasierte IT-Infrastruktur zur Kommunikation, Planung und Dokumentation entwickelt werden. Diese IT-Infrastruktur soll den Austausch von Informationen rund um den Patienten und Dienstleistungen (z.B. Digitale Pflegeakte, Dokumentenaustausch, etc.) optimieren und den gesamten Koordinationsaufwand unterstützen. Die Aufgabe der AmbuNet IT Plattform ist die Unterstützung beim Verzahnen der einzelnen Akteure und Behandlungsprozesse.

In einer Pilotstudie soll eine methodisch-fundierte Evaluation als Grundlage für die Übertragung auf weitere Regionen erarbeitet werden

Im Rahmen des Projektes erhalten Pflegefachkräfte, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, eine spezielle Weiterbildung. Diese befähigt die Pflegefachkräfte dazu, ärztlich delegierte Tätigkeiten an den Bewohnern einer Pflegeeinrichtung durchzuführen. Die dabei entstehenden Prozesse werden durch eine webbasierte IT-Infrastruktur und mobile Anwendung unterstützt. So soll die Zusammenarbeit der teilnehmenden Ärzte und Pflegekräfte verbessert werden.

AmbuNet Poster (PDF)

Die Erfahrung zeigt, dass gerade in der Chaosphase zu Beginn eines ManV-Einsatzes in der Aufbau- und Ablauforganisation Schwierigkeiten auftreten, die auf fehlende Kommunikationsmöglichkeiten und logistische Hilfen zurückzuführen sind.Body of motivation

Die Folge sind ineffektive und ineffiziente Abläufe und dadurch Verzögerungen in der Rettungskette. Patienten werden später als notwendig erstversorgt und in die erforderlichen Zielkliniken transportiert.
Hinzu kommt, dass bei größeren Unfällen und Katastrophen bestehende Infrastrukturen nicht zur Verfügung stehen oder zusammenbrechen. Mobilfunknetze sind beispielweise häufig überlastet bzw. werden bei der Gefahr terroristischer Anschläge mit telefonisch ausgelösten Sprengsätzen aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Auch die Kapazität des Sprechfunks der Rettungskräfte ist in solchen Situationen nicht ausreichend.Body of motivation

Es resultiert ein Informationsdefizit, obwohl gerade im Bereich der Verteilung von Patienten nicht zuletzt auch seitens der Angehörigen und Bürger ein enormes Informationsbedürfnis existiert.
Das Informationsdefizit in den übergeordneten Führungsebenen bei großflächigen Lagen hat besondere Brisanz. Die Krisenstäbe treffen aufgrund ihrer vorliegenden Erkenntnisse Entscheidungen von hoher politischer und rechtlicher Tragweite. Sie sollen zeitnah und zielgerichtet im Sinne eines positiven Einsatzverlaufes fallen. Berichte und Informationen werden an übergeordnete Gremien in Bezirksregierungen, Landesbehörden und Bundesbehörden transportiert. Der Informationsgehalt wird hierbei weiter verdichtet.

Zurzeit müssen Informationen immer wieder manuell aufbereitet oder eingegeben werden, um sie visuell darzustellen oder verdichtet schriftlich vorzulegen. Eine elektronische Lösung zur Lageerfassung und Prozessunterstützung könnte die Probleme erheblich vermindern.

Ziel

Ziel des Projektes ist daher die Entwicklung einer sicheren und zuverlässigen Kommunikations- und Informationsplattform für ManV-Szenarien. Es sollen dabei heterogene (Ad-Hoc-) Kommunikationsarchitekturen und mobile Informationsgeräte zum Einsatz kommen. Die Nutzung einer solchen Lösung bedingt zahlreiche einsatztaktische und dokumentarische Mehrwerte:
Verbesserung der Lage- und Situationserfassung und dadurch effizienter Ressourceneinsatz
Gerechte Verteilung der Ressource Krankenhauskapazität bezogen auf die Art/Güte und Entfernung
Erfassung von Personalien und überregionale Nachverfolgung von Patienten
Sicherstellung einer planmäßigen Dokumentation der medizinischen Rettung
Automatisierung der mit der Sammlung, Aufbereitung, Strukturierung und Verdichtung von Informationen in Zusammenhang stehenden Prozesse

Die hohen Anforderungen von ManV-Einsatzszenarien an die Kommunikation und Informationsweitergabe lassen sich nicht hinreichend mit bestehenden Technologien erfüllen.Description of Lösungsansatz

Um diese Lücke zu schließen, hat SeCoServ2 die Erforschung eines dynamischen Ad-Hoc-Netzwerks nebst darauf aufbauender Anwendungen als Systemlösung zum Ziel. Mit einer heterogenen Kommunikationsarchitektur aus mobilen Informationsgeräten und festen Kommunikationsknoten ist der Lösungsansatz dabei nicht auf eine vorhandene Infrastruktur angewiesen.
Es soll ein durchgängiger KomPapermunikationsansatz untersucht werden, der den Datenaustausch ohne Konvertierung zwischen unterschiedlichen Kommunikationsprotokollen ermöglicht. Hierbei wird insbesondere die erstmalige Realisierung eines durchgängig IP-basierten Ansatzes bis hin zum Patienten, also auch für das Sensornetzwerk, durchgeführt.

Das entsprechende Sensornetzwerk muss auch unter schwierigen Ausbreitungsbedingungen und parallel zu anderen Funksystemen zuverlässig funktionieren. Die nahtlose Integration in übergeordnete, dienstorientierte Kommunikations- und Informationssysteme, etwa in entfernten Leitstellen und Stäben, ist vorgesehen. Aspekte der IT-Sicherheit werden kontinuierlich berücksichtigt.
Feldexperimente sind im Rahmen des Projekts ein wichtiger Bestandteil, um die Netzwerktechnologie im ManV-Einsatzszenario hinsichtlich Tauglichkeit, Zuverlässigkeit, Handhabbarkeit, Flexibilität und IT-Sicherheit zu bewerten.


Die elektronische Unterstützung der Kategorisierung der Patienten nach Behandlungsprioritäten (Sichtung) aber auch der Mehrwert für die Gesamtorganisation des Einsatzes steht dabei im Fokus der Betrachtung.